Vernissage im Kunsthaus Hänisch
Ein Triumvirat entdeckt die Landschaft
Vernissage im Kunsthaus Hänisch: „Von Kappeln bis Flensburg“ zeigt Werke von Lars Möller, Till Warwas und Ulf Petermann
Es ist so etwas wie der lange geplante Zenit, die Krönung eines zwei Jahre dauernden Projekts, auf die etliche Menschen mit ausgeprägter Sorgfalt hingearbeitet haben. In dieser Zeit haben sich Till Warwas, Lars Möller und Ulf Petermann Angeln und der Schleiregion bemächtigt, sie sind umhergezogen mit Staffelei und Pinsel, haben angehalten, wenn Situation, Ausblick und Wetter danach riefen, haben gemeinsam geflachst, geschwiegen und gemalt. Begleitet wurden sie dabei – zumindest metaphorisch – vom Kunsthaus Hänisch, der Kunsthandlung Messerschmidt und der Profundus Kulturstiftung. Die Resultate schmücken nun zunächst das Kunsthaus, ab August die Kunsthandlung. Vor geschätzten 60 Gästen feierte Kappeln jetzt Vernissage.
Bürgermeister Heiko Traulsen sprach von einem Triumvirat und zwar gleich im doppelten Sinne. Zum einen seien da die drei Künstler Möller, Warwas und Petermann, zum anderen das Trio aus den Ausstellungsräumen, der Kulturstiftung und den Norddeutschen Realisten zusammen genommen – so oder so „ein Glücksfall für die Stadt“, sagte der Bürgermeister. Traulsen, gleichzeitig Vorsitzender des Kulturvereins, der die Stiftung trägt, betonte zudem: „Wir sind dankbar und ein wenig stolz auf diese wunderbare Symbiose.“
Dass zumindest solch eine Symbiose zwischen der Kunst im Allgemeinen und der Region im Speziellen schon eine ganze Weile besteht, erläuterte im Anschluss Thomas Messerschmidt von der gleichnamigen Flensburger Kunsthalle. Er betonte: „Die Entdeckung der Landschaft ist keine Entdeckung der Expressionisten.“ Messerschmidt lieferte einen kurzen, aber gleichzeitig enorm inhaltsreichen kunsthistorischen Abriss über die Landschaftsmalerei in der Schleiregion, nannte bekannte Namen wie Emil Nolde und Hans Holtorf, Kay Nebel und Eva Pankok, Michael Arp und Klaus Fußmann. Mit Blick auf Warwas, Möller und Petermann sagte er: „Zu dritt vor einem Motiv zu stehen, ist ein ganz besonderer Reiz. Es bleibt eine Konkurrenz, aber gleichzeitig wird daraus eine gegenseitige Befruchtung.“ Eine spezielle Attraktivität mache dabei die Erkenntnis aus, wie ähnlich und doch unterschiedlich die drei den gleichen Landschaftsausschnitt auffassen.
Beispiel: eine alleenhafte Straße an der Schlei. Vielleicht einen Tick dunkler, vielleicht ein wenig trüber ist Lars Möllers Variante. Auf jeden Fall ist sie die mit der meisten Farbe auf der Leinwand. Das passt zu dem, was Möller über sich selber sagte. „Ich bin vermutlich etwas impulsiver als die beiden anderen“, erklärte der gebürtige Hamburger. Till Warwas’ Allee ist heller, luftiger, viel weicher. Über ihn sagte Möller: „Till ist der Ruhige, Überlegte von uns.“ Dem Dritten im Bunde, Ulf Petermann, schrieb Möller eine ungeheure Sicherheit bei der Komposition seiner Bilder zu, sagte außerdem: „Er legt sein Augenmerk gerne auf den Horizont.“ Bestätigung liefern etwa Petermanns „Ochseninseln“ oder sein „Rapsfeld an der Schlei“. Mindestens zwei Drittel Himmel, viel Wasser oder Raps am unteren Bildrand, dazwischen eine zumeist sehr fein justierte Horizontlinie mit noch feinerem Detailreichtum auf kleinstem Raum.
Winnemark, Sieseby, Flensburg, Lindaunis, Maasholm, Schleimünde, Rabelsund – die Motive der im Kunsthaus gezeigten Werke sind zahlreich. Im eigens zur Ausstellung gefertigten Katalog spricht Till Warwas davon, Angeln und die Schlei als „ideale Landschaft“ zu empfinden. Was sie so ideal macht? Ihre große Vielfalt und immense Abwechslung. „Die Ecke, die ich in diesem Jahr gemalt habe, sieht nächstes Jahr schon wieder vollkommen anders aus“, sagte der gebürtige Bremer. Sein „Verbündeter“ Möller hat, auch das ist dem Katalog zu entnehmen, für dieses Phänomen das schöne Wort „Zeitcollage“ erfunden. Und auch Klaus Fußmann, Lehrer von Till Warwas und Gast der Vernissage, war sich sicher: „Dieses direkte Besehen der Landschaft hat die Malerei verändert. Der Strich musste direkt sein. Es ist einfach eine neue Form des Sehens.“ Und ganz nebenbei eröffnete es den drei Norddeutschen Realisten die Chance, voneinander zu lernen. Lars Möller sagte: „Ich habe mir bei Ulf Petermann etwas abgeguckt und er sich bei mir. So wächst das Bild dann vor sich hin.“ Mitten in der Natur, im Sonnenschein, im Nieselregen, unter der Brücke, im Rapsfeld. „Es macht wirklich Spaß“, sagte Möller. Und auch Till Warwas wollte vor seinen Vernissage-Gästen unbedingt noch etwas loswerden: „Wir haben es sehr genossen, hier zu arbeiten.“
Und so ist vielleicht nicht nur das Trio ein Glücksfall für die Stadt. Vielleicht gilt das Ganze ja auch andersherum. Und vielleicht kann beides zusammengenommen dazu beitragen, den Wunsch des Bürgermeisters Realität werden zu lassen. Nämlich jenen, dass diese Ausstellung den Weg Kappelns hin zur Kulturstadt weiter ebnen wird. Rebecca Nordmann „Von Kappeln bis Flensburg“, bis zum 28. September im Kunsthaus Hänisch und vom 23. August bis zum 24. September in der Kunsthalle Messerschmidt
Quelle Text und Bilder: http://epaper.shz.de/shz/2014/07/16/sb/7/